Die Arbeiten im trockengefallenen Heideweiher im November 2018 © Frank Ahnfeldt, Biologische Station Kreis Paderborn – Senne
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Projekt des Monats
#2/2019 Kampeters Kolk
Optimierung des Lebensraumes für die Knoblauchkröte
Schaffung eines weiteren Trittsteins zur Stärkung des Knoblauchkrötenvorkommens
Aufgrund der extremen Trockenheit im Sommer 2018 konnte in Kooperation mit der Biologischen Station Kreis Paderborn – Senne sowie der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Bielefeld im Rahmen des IP-LIFE „Atlantische Sandlandschaften“ kurzfristig eine Maßnahme im Bielefelder Naturschutzgebiet Kampeters Kolk eingeschoben werden.
Mit nur zwei Hektar Größe ist dieses Naturschutzgebiet im Bielefelder Süden das zweitkleinste der Stadt. Bereits 1932 war der etwa 0,6 Hektar große Heideweiher mit einer angrenzenden Viehweide und einem kleinen Erlenbruch als Naturdenkmal ausgewiesen worden. Er war durch Austorfung eines kleinen Heidemoores, das sich in einer abflusslosen Senke gebildet hatte, entstanden. Schon damals galt der nährstoffarme Weiher als besonderer Lebensraum im Landkreis Bielefeld und wies einmalige Pflanzengesellschaften auf.
Doch von 1949 bis in die späten 1960er-Jahre wurden die gesetzlichen Schutzbestimmungen wenig beachtet: Schutt wurde dort abgelagert, der Erlenbruch wurde gerodet und schließlich auch der beim Ausbau der vorbeiführenden Straße angefallene Bodenaushub über viele Jahre im Feuchtgebiet deponiert. Parallel dazu weiteten sich die Kultivierungsmaßnahmen in der angrenzenden Landwirtschaft immer weiter aus.
Anfang der 1970er-Jahre erwarb die Stadt Bielefeld das Gewässer und 1988 auch die umliegende Wiesenfläche. Die Bodendeponie wurde entfernt und das Gewässer entschlammt. Verschiedene Maßnahmen wurden ergriffen, um weiteren hohen Nährstoffeintrag zu verhindern. Schließlich wurde das Gebiet 1993 als NSG Kampeters Kolk ausgewiesen, mit dem Schutzziel, den nährstoffarmen Heideweiher mit angrenzenden Feuchtwiesen, Seggenrieden, Röhrichten, Weiden-Faulbaumgebüschen und deren seltene Tier- und Pflanzenarten zu erhalten.
Kampeters Kolk liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet Rieselfelder Windel. Die beiden Gebiete werden durch die Autobahn A33 getrennt, sind aber über eine Grünbrücke verbunden. Daher besitzt das Gebiet eine hohe Bedeutung für Vogelarten wie Wildgans und Weißstorch, die den Bereich als Nahrungshabitat nutzen. Beide Gebiete sind außerdem für das Vorkommen der Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) bekannt. Umgangssprachlich wurde Kampeters Kolk früher auch als „Poppenteich“ bezeichnet – abgeleitet vom ostwestfälischen mundartlichen Ausdruck „Pillepoppen“ für Kaulquappen. Die Knoblauchkröte gilt jedoch heutzutage als die seltenste und am stärksten gefährdete Amphibienart. In ganz Westfalen ist die Kröte nur noch sehr sporadisch verbreitet; im Großraum Bielefeld ist sie nur noch von diesen beiden Naturschutzgebieten bekannt. Im NSG Rieselfelder Windel wurden bereits 2017/18 im Rahmen des IP-LIFE Maßnahmen zur Förderung der Knoblauchkröte umgesetzt. So wurde ein neues Laichgewässer angelegt und in beiden Jahren auch gezüchtete Tiere im Gebiet wiederangesiedelt.
Leider ist das Vorkommen der Knoblauchkröte im Kampeters Kolk aber – möglicherweise durch den Besatz mit amerikanischen Sonnenbarschen – in den vergangenen Jahren vermutlich erloschen. Im trockenen Sommer/ Herbst 2018 fiel der Heideweiher jedoch trocken, was zum Erliegen der Fischpopulation führte. So bot sich die Möglichkeit, den Heideweiher sehr kostengünstig und störungsfrei aufgrund des sandigen und tragfähigen Bodens mit Bagger, Radlader und Schlepper mit Anhänger zu entschlammen und damit die Reproduktionsmöglichkeiten für die Knoblauchkröte weiter zu verbessern. Die auf dem stehenden Boden befindliche Schlammschicht wurde abgezogen und im Uferbereich an der Zufahrt zum Ausbluten zwischenlagert. Nach einer Untersuchung von Bodenproben durch die Stadt Bielefeld, die notwendig für den weiteren Verbleib ist, soll der Aushub möglichst schnell abgefahren werden.
Durch die Optimierung des Gewässers konnte ein weiterer Trittstein zur Stärkung und Vergrößerung des Knoblauchkrötenvorkommens in diesem Bereich geschaffen werden. Für die zweite Projektphase ist neben umfangreichen Optimierungsmaßnahmen am Gewässerrand und im Umfeld die Wiederansiedlung der Knoblauchkröte geplant.